Ich möchte diesen Text anhand einer subjektiven Beobachtung schreiben. Ich fahre wieder einmal mit dem Zug. In meinem Abteil sitzen drei Mädchen und ein Junge (zwischen 16 und 18). Jede/r für sich eine eigene Persönlichkeit ... suchend und findend. Nach Freiheit schreiend und Gerechtigkeit fordernd für ihre/seine Bedürfnisse. Unstimmigkeiten untereinander, und auch mit sich selbst. Vieles habend und sich selbst verleugnend. Sie steigen aus. Die nächsten steigen ein. Vier Burschen auf dem Weg zur Berufsschule. Nur einer von Ihnen sieht Perspektiven für sein Leben. Die anderen scheinen abzuschließen mit Hoffnung für ihr Leben und Respekt vor sich selbst. Zählt ist, was ich habe und wen oder was ich darstelle. Intervenieren, hab ich gedacht. Aufwecken von der Trägheit und einen Raum schaffen in dem so undurchschaubaren Gebäude der Gesellschaft. Im Hier und Jetzt.
Wie kann es sein, dass der pharmakologische Wissensstand eines 17-jährigen dem meiner näheren Umgebung weit voraus ist? Gibt es Bedürfnisse, die ohne mehrmals täglich ritanol (laut seiner Auskunft eigentlich zur Behandlung von ADHS eingesetzt) durch die Nase zu "ziehen", nicht befriedigt werden können?
Oder anders gefragt, warum werden derartige Medikamente an Kinder abgegeben, die sie dann unter der Hand weiter verteilen und damit Abhängigkeiten fördern?
Wo, wenn nicht bei der Jugend, kann sich Zivilcourage, Freundschaft und Selbstvertrauen entwickeln? Wird das von der Gesellschaft gefördert?
So viele Fragen, wie diese Zugfahrt in mir hervorgerufen hat, sind mir schon lange nicht mehr durch den Kopf gewandert. Vielleicht ist es ein wenig Zukunftsangst, gespickt mit einer Portion Ohnmacht, oder doch der Glaube daran Gesellschaft verändern zu können, der mich nicht loslässt.
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